Mensch Rommerskirchen

verbindet die Menschen der Gemeinde, bietet Anlass für Austausch und fördert so das Verständnis füreinander und erleichtert das Leben miteinander. Als Psychologin und in Rommerskirchen heimisch gewordene aktive Bürgerin interessieren mich Menschen in ihrer Individualität, Vielfalt und Verschiedenheit: Große und Kleine, Alte und Junge, Neubürger:innen und Alteingesessene, Helfende oder Hilfsbedürftige, mehr oder weniger Zufriedene oder Glückliche, am sozialen Leben mehr oder weniger Teilhabende, Bekannte und Unbekannte.

Ich möchte die Menschen bewegen, ihre Geschichten zu erzählen. Ganz besonders gefreut hat mich, dass ich Nico Weckbecker für „Mensch Rommerskirchen“ gewinnen konnte. Seine ausdrucksstarken und lebensnahen Porträts geben den Geschichten ein Gesicht.

Heike


Lasst uns Tabus überwinden!

Ich fotografiere ehrenamtlich Sternenkinder – Kinder, die vor oder kurz nach der Geburt versterben. Meine innere Überzeugung: Ich fotografiere nicht den Tod, sondern sehnlichst erwartetes Leben! Ich schaffe Erinnerungen für die Eltern. Menschen in diesem intimen Moment zur Seite zu stehen, ihnen zu helfen, sich dem gestorbenen Kind anzunähern und es in ihr Leben zu integrieren, ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt, erwarte keine Anerkennung. Es ist ein Geschenk, dass ich das für andere Menschen tun kann – als Dank, dass es mir gut geht. Dennoch sind es besondere Momente voller Rührung und Stolz, wenn ich – manchmal erst Jahre später – einen Dank erhalte. Es braucht seine Zeit, bis die Menschen soweit sind, das liebevoll geschnürte Paket mit den Fotos zu öffnen. Alles begann 2016. Mein Arzt verordnete mir ein kreatives Hobby. Ich entschied mich für die Fotografie. Dann erfuhr ich von „Dein-Sternenkind“ und ich wusste: Das will ich tun!

Als Polizeibeamtin konnte ich einschätzen, dass ich das seelisch verkrafte. Die Zahl der Anfragen steigt – auch wenn es immer noch Krankenhäuser gibt, in denen das Thema tabuisiert und ausgegrenzt wird. Für 2019 erwarten wir mit ca. 650 Fotografen 2500 Anfragen. Seit 2016 blieb keines unserer Sternchen unfotografiert. Das soll so bleiben. Mein Mann trägt meine Herzensangelegenheit mit – es ist nicht leicht für ihn. Er mahnt mich, mir nicht zu viel zuzumuten. Auch im Ort erfahre ich Unterstützung – wenn liebe Nachbarn sich während eines Einsatzes um meine Hunde kümmern, Kleidung für meine Sternenkinder anfertigen oder Familie Siegert Spielzeuge spendet. Meine Hunde und die Natur sind mein Ausgleich. Die Natur war vor 21 Jahren der Grund, nach Rommerskirchen zu ziehen – und zu bleiben.

Ich wünsche mir, dass die Natur nicht immer mehr Bauprojekten zum Opfer fällt.

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Christian H.

Für ein buntes Rommerskirchen

Ich möchte etwas bewegen. Hin zu mehr Akzeptanz und Toleranz gegenüber jedem Menschen – egal welcher sexueller Orientierung oder Herkunft. Mit 14 Jahren merkte ich, dass ich homosexuell bin. Ich war verstört. Jahre des Mobbings in der Schule kamen dazu. Ich versuchte mich zu wehren, rebellierte, leider aber vor allem gegen mich selbst. Auch die Liebe meiner Familie kam nicht gegen meine Verzweiflung an. Mit 18 habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. Danach ging es aufwärts. Ich lernte andere homosexuelle Menschen kennen. Das war meine Rettung – neben Therapien. Die Reaktion meines geliebten Großvaters auf mein Outing: „Ist doch heutzutage modern“.


Er machte mir Mut. Später wagte ich einen weiteren Schritt in die Öffentlichkeit und präsentiere mich seitdem auch als Drag Queen. Als Jamy Heart spiele ich eine Rolle. Gegensätze ziehen mich an. Auch Leben und Tod. Ich möchte Vater werden, ein leibliches Kind in einer Ko-Elternschaft haben. In meiner Vorstellung ist es ein Sohn. Wir machen typisch männliche Dinge wie Fußballspielen. Aber ich wende mich auch bewusst dem Tod zu, versuche ihn nicht auszugrenzen, stelle mich meiner Angst. Mein Wunsch: In einem Kinderhospiz arbeiten! Ich mag Rommerskirchen – das Ruhige und die Leute hier. Rommerskirchen ist bunt. Ich bin bunt. Und ich gehöre dazu. Und Rommerskirchen darf noch bunter werden. Viele Menschen akzeptieren mich inzwischen und haben sich bei mir für die Ausgrenzung in der Vergangenheit entschuldigt. Das waren für mich sehr wichtige Momente. Ich wünsche mir für Rommerskirchen mehr persönliche Begegnung zwischen den Menschen – auch zwischen Neu- und Alt-Rommerskirchenern. Die traditionellen Veranstaltungen sollten mehr geöffnet und beworben werden.

Und ich wünsche mir mehr Mut von Seiten der Gemeinde, mal was anderes auszuprobieren und neue Veranstaltungsformate aus der Stadt hierher zu holen.

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Joshua

Papas können auch kochen!

Mama liebt Holland und das Meer, Papa Österreich und die Berge, und ich – Joshua – den Fußball und meine Fußball-Bettwäsche. Da Mama Gladbach-Fan und Papa Leverkusen-Fan ist, suchte ich mir meinen eigenen Verein: den FC Ingolstadt. Ist doch logisch, oder? Mama hat eine Krankheit – Multiple Sklerose. Dadurch hat Papa mit mir alles gemacht, was Mama nicht konnte – Kinderarztbesuche, Einkaufen, Kochen. Ich liebe es, mit Papa einkaufen zu gehen und zu kochen – vor allem Nudeln mit Tomatensoße. Mama liest mir oft vor und erzählt mir viel über Tiere, Pflanzen und über die Welt. Darüber weiß ich sehr viel – und fast alles über Fußball. Mama sagt, dass ich ihr die Kraft gegeben habe, wieder laufen zu lernen. „Wenn Du anfängst zu laufen, fange ich auch wieder an!“ – hat sie wohl mal gesagt. Heute joggt sie wieder bis zu 10 km mit ein paar Pausen dazwischen. Auto- und Fahrradfahren gehen noch nicht. Rollerfahren auch nicht.

Meine Mama ist in Sri Lanka geboren aber in Deutschland bei meiner holländischen Oma und meinem deutschen Opa aufgewachsen. Meine Mama hat viele Geschwister aus vielen verschiedenen Ländern. Manchmal sagen andere Kinder und auch Mütter doofe Sachen zu uns wegen unserer dunkleren Hautfarbe. Das kann ich nicht verstehen. Meine Eltern sind sehr stark und weil mein Papa auch von zuhause arbeiten darf, können sie sich gut um mich kümmern. Ich finde es toll, dass es so viele Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, einen Fußballplatz und ein Schwimmbad in Rommerskirchen gibt.

Papa wünscht sich ein Kino in Rommerskirchen, Mama wünscht sich ein Cafe´, wo sie sich abends mit ihren Freundinnen treffen kann.

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Petra

Geht raus, macht Eure Augen auf und lasst Euer Herz weit werden!

Ich liebe die Natur. Sie steht für Heimat und Verbundenheit. Sie erdet mich und lässt Sorgen und Probleme in den Hintergrund rücken. Mein Weg nach Rommerskirchen führte von Norf über Kühlungsborn nach Sinsteden. Mein Sohn drängte damals darauf, während des Urlaubs an der Ostsee eine Musterhausausstellung zu besuchen. Dort fanden wir unser Haus und in Sinsteden das passende Grundstück. Vom ersten Moment an wusste ich: „Das ist unser Platz“. Ich erlebe in Sinsteden so viele ergreifende Momente: Rehe am Zaun, ein ausgebüchstes Pferd im Garten, Greifvögel armlängenweit während meiner Spaziergänge und phantastische Sonnenuntergänge. Mein Lieblingsort liegt Richtung Kraftwerke: Ich habe ihn Teletubby-Land getauft.

2016 gründete ich den Verein „Stille Geburten“ – mein Rommerskirchener Kind. Hier schöpfte ich die Kraft, meine eigenen Erfahrungen für andere nutzbar zu machen. Ich weiß, wie wichtig es ist Unterstützung zu erfahren, wenn das Unvorstellbare eintritt: Ein Kind zu verlieren, bevor es das Licht der Welt erblicken durften – ein Sternenkind. Unendliche Trauer, Schuld- und Schamgefühle, Ohnmacht und Selbstzweifel brauchen einfühlsame und geduldige Begleitung. Ich ließ mich als Doula, eine nicht medizinische Geburtsbegleiterin, ausbilden und begleite Menschen vor, während und nach der Geburt – speziell solche mit einem Sternenkind. Wenn ich das Thema an die Öffentlichkeit bringe, machen die meisten Menschen einen großen Bogen darum. Aber einige finden dadurch den Weg zu uns – vor allem ältere betroffene Frauen. Sie sind so dankbar, wenn sie endlich darüber sprechen dürfen. Ich lebe ausgesprochen gerne in Rommerskirchen, erlebe hier so viele offene Türen – sei es in der Nachbarschaft, in der Gemeindeverwaltung oder in der Freizeit.

Ich schätze die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. Wünschen würde ich mir einen Wollladen und für meinen Mann einen Elektromarkt.

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